Ein verbreitetes Missverständnis ist, dass der Schutzdienst im IGP-Sport Aggression gegenüber Menschen fördere. Das Gegenteil ist der Fall – vorausgesetzt, die Ausbildung ist professionell, durchdacht und folgt modernen, hundegerechten Prinzipien. Die Arbeit mit klaren Schlüsselreizen ist dabei essenziell: Nur wenn bestimmte Reize – wie z. B. die Hetzhose, das Beuteobjekt oder der Schutzarm – bewusst gesetzt werden, wird ein gezielter Motivationsbereich (z. B. der Beutetrieb) angesprochen.
Der Hund lernt im IGP-Schutzdienst nicht, “gegen Menschen” zu agieren, sondern gezielt und kontrolliert auf klar definierte Reize zu reagieren. Wird dieser Reiz entfernt, kehrt der Hund in seinen neutralen Grundzustand zurück – ruhig, führig, ohne jeglichen Aggressionsbedarf gegenüber seiner Umwelt. Ein sauber aufgebauter IGP-Hund zeigt keine grundsätzliche Aggression gegenüber Menschen, sondern zeichnet sich durch Selbstsicherheit, Nervenstärke und klare Trennschärfe im Verhalten aus.
Video: Junghundetraining mit Orvar
In diesem Video seht ihr den acht Monate alten Orvar von Stefan. Er durchläuft ein typisches Training im Junghundeaufbau. Ziel ist es, dass er selbstbewusst seine Beute (das Beißkissen) gegenüber dem Helfer Peter verteidigt – aber ebenso lernt, beim Anbiss Ruhe zu finden. Besonders spannend findet es Orvar, wenn Peter, unser erfahrener Schutzdiensthelfer, in direkte Konkurrenz zu ihm um dessen heiß geliebtes Beuteobjekt tritt.
Die Ausbildung enthält auch leichte körperliche Kontakte und Belastungen, wie man sie beispielsweise aus dem Kampfsport kennt. Ähnlich wie bei Kindern im Kampfsport, fördert dies beim Hund nicht nur körperliche Robustheit, sondern auch mentale Stärke, Selbstbewusstsein und Durchsetzungskraft. Eine gewisse körperliche Robustheit will trainiert sein – sie ist eine existenzielle Voraussetzung, um mit den physischen Anforderungen des Schutzdienstes sicher und souverän umzugehen. Dies ist eine ganz wesentliche Charaktereigenschaft eines guten Gebrauchshundes.
Ziel ist eine stabile Grundhaltung trotz hoher Trieblagen – das Selbstbewusstsein und die Freude an der Arbeit müssen stets erhalten bleiben.
Wird der Schlüsselreiz – in diesem Fall die Hetzhose – entfernt, kann Orvar sofort wieder umschalten, ohne Stress oder Aggressionsverhalten zu zeigen. Genau das macht eine professionelle, sportlich orientierte IGP-Ausbildung aus: Klare Reize, klar erkennbare Wechsel in den Motivationslagen – und ein Hund, der im Alltag absolut zuverlässig, ruhig und kontrollierbar bleibt.